Formalbeschreibung der Tagebücher

Haussknecht hielt seine Reiseerlebnisse in fünfzehn Heften fest, insgesamt bilden diese ein Korpus von 993 Seiten.
Haussknecht band seine Hefte selbst, indem er mehrere Papierbögen übereinanderlegte, sie in der Mitte einmal faltete und dort einen Faden durchzog. Teilweise verwendete er hierfür schon für andere Zwecke gebrauchtes Papier wie zum Beispiel alte Herbarbögen, auf denen sich – meist vertikal zu den Tagebucheinträgen geschrieben – Namen von Pflanzen, deren Fundorte und/oder Angaben zum Vorkommen finden sowie Reste von Montagestreifen, die zum Befestigen der Pflanzen auf den Herbarbögen dienten.

Die Hefte verfügen teilweise über einen blauen Einband und/oder eine Titelseite. Die Hefte sind in einem sehr abgegriffenen Zustand, die Außenseiten wurden im Laufe der Jahre in Mitleidenschaft gezogen, zum Teil sind sie nicht mehr erhalten. Ränder und Bindung der Seiten sind stark abgenutzt. Für die Editionsarbeit wurde der Einband als solcher gekennzeichnet und die Seiten nummeriert, beginnend mit der ersten beschriebenen Seite, unabhängig davon, ob es sich um eine Titelseite oder Haussknechts Aufzeichnungen handelt.

Die Tagebucheinträge sind in chronologischer Reihenfolge, Tag für Tag, verfasst. Nur selten werden Zeiträume angegeben, oftmals dann, wenn Haussknecht eine längere Zeit in einer Ortschaft verbrachte.

Haussknecht schrieb den Großteil seiner Einträge mit Tinte in deutscher Kurrentschrift, über sein Schreibgerät ist nichts überliefert. Ein kleiner Teil wurde mit Bleistift geschrieben, für Unterstreichungen wurden auch Buntstifte benutzt. Entsprechend der in der Praxis noch nicht einheitlichen deutschen Schriftsprache weisen auch Haussknechts Grammatik, Lexik und vor allem Orthografie zahlreiche Schwankungen auf (vgl. Elspaß, Stephan: Sprachgeschichte von unten. Untersuchungen zum geschriebenen Alltagsdeutsch im 19. Jahrhundert. Tübingen: Max Niemeyer 2005, 50-51, 418, u.a.). Endsilbenverschleifungen durchziehen die gesamten Aufzeichnungen. Einige Wörter werden im Fließtext nur als grafische Kürzel dargestellt wie zum Beispiel „ζ “ für „aus“, „ʒ“ für „Drachme“ und „Δ“ für Freimaurerloge. Oftmals wird der Fließtext mit Hinzufügungen an den Seitenrändern ergänzt. Pflanzen-, Orts- und Personennamen sowie fremdsprachliche Zitate notierte Haussknecht in lateinischer Schreibschrift (vgl. ebd., 148), was Usus in gebildeten Kreisen war.

In den Tagebuchaufzeichnungen finden sich tabellarische Auflistungen und Vokabellisten sowie halb- und ganzseitige Zeichnungen und Skizzen von z.B. Landschaften, Gebäuden und archäologischen Funden. Auch Abschriften von Keilschriften sowie Inschriften in griechischer, syrischer, armenischer und arabisch-persischer Schrift, zum Teil von anderer Hand geschrieben, sind in den Tagebüchern niedergeschrieben. Kleinere Zeichnungen finden sich zum Teil auch im Fließtext oder am Seitenrand.

Gelegentlich zitiert Haussknecht aus direkt, indirekt oder nicht genannten Quellen. Diese manchmal langen Textpassagen geben das Original wörtlich oder paraphrasiert und zum Teil stark gekürzt wieder.

Vorläufer der Tagebücher sind Haussknechts überwiegend mit Bleistift geschriebene und schwer entzifferbare Feldbücher. Diese ungefähr DIN A6-formatigen Hefte hatte Haussknecht immer zur Hand, um Notizen zu machen, die er dann später (am selben Tag oder Tage später) in das Tagebuch übertrug.

[erste Version vom 08.07.2019; KV, CK, HS]

 

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